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Wenn die Katze das Fressen einstellt...


Inappetenz ist der Fachbegriff für „Appetitlosigkeit“, also das fehlende Verlangen von Nahrungsaufnahme. Nicht wenige Katzenhalter hatten schon mal mit diesem nervenaufreibenden Problem bei ihren Katzen zu kämpfen. Nervenaufreibend deswegen, weil man weiß, dass gerade bei übergewichtigen Katzen die Uhr tickt: Sie sollten nicht länger als 2-3 Tage ohne Nahrungsaufnahme sein, da sie sonst Gefahr laufen eine sogenannte Lipidose (Fettleber) zu entwickeln und die Leber zu überfordern.


Es gibt sehr viele Gründe, warum eine Katze nichts frisst:


FÜTTERUNG:


Nicht jede Katze mag oder verträgt jedes Futter und es ist teilweise sehr schwer mit Katzen eine Futterumstellung durchzuführen. Da ist viel Fantasie und Einfallsreichtum gefordert – aber es ist machbar.

Insbesondere Trockenfutter ist ausgesprochen kontraproduktiv für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Samtpfoten. Trockenfutter hat meist einen hohen Anteil von Getreide bzw. anderer schwer verdaulicher Bestandteile. Die Katze ist ein reiner Fleischfresser – im Gegensatz zum Hund. Auch sogenanntes „gesundes“ getreidefreies Trockenfutter ist und bleibt der Gesundheit der Miezen nicht zuträglich. Vor allem, weil Trockenfutter dem Körper viel Flüssigkeit entzieht, was in der Folge über kurz oder lang Probleme nach sich zieht (z. b. chronische Nierenerkrankungen, Bauchspeicheldrüsenentzündungen, Darmprobleme etc.). Die Katze als ehemaliges Wüstentier wird von Natur aus auch gar nicht so viel trinken, um diesen Flüssigkeitsverlust auszugleichen.

Außerdem liegt Trockenfutter schwer verdaulich im Magen, saugt sich mit Magensäure voll und zieht im weiteren Verlauf der Verdauung Gärungsprozesse nach sich, die dann auch in Darmerkrankungen enden können. Auch hohe Getreide- bzw. Kohlenhydrathanteile in Nassfutter verursachen Beschwerden – ebenso zu viele Futterzusätze, die eigentlich nicht ins Tier hineingehören.

Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Allergien: häufig fällt den Haltern gar nicht auf, dass ihre Katze das Futter nicht sonderlich gut verträgt. Meist tritt dies in Erscheinung, wenn die Fellnase eine Erkrankung im Verdauungstrakt oder der Haut zeigt. 


ERKRANKUNGEN DES OBEREN VERDAUUNGSTRAKTES (MAUL / RACHEN / HALS):


Entzündungen im Maul (Zahnfleisch, Maul- und Rachenschleimhäuten) sind sicherlich fast jedem Katzenbesitzer bekannt. Diese haben verschiedene bekannte und nicht bekannte Ursachen.


FORL: Es ist wichtig, eine Katze regelmäßig einem Tierarzt vorzustellen, der über dentales Röntgengerät verfügt, um festzustellen, ob das Tier diese Zahnerkrankung hat. Dabei handelt es sich um einen Zersetzungsprozess der Zahnwurzel und der Zahnkrone unbekannter Ursache. Nicht selten ist das Geschehen gar nicht durch reine Inaugenscheinnahme zu erkennen – häufig findet man aber auch schwere Zahnfleischentzündungen. Um sicher zu sein, sollten IMMER sowohl Ober- als auch Unterkiefer geröntgt werden. FORL ist die schmerzhafteste Erkrankung bei der Katze. Es konnte festgestellt werden, dass die Schmerzen eine Narkose durchdringen und das Tier reagiert, wenn ein FORL-Zahn berührt wird. 


Das Entzündungsgeschehen im Maul-/Rachenbereich kann aber auch durch den Katzenschnupfenkomplex (Auftreten von Herpesvirus, Calicivirus, verschiedene Bakterien) verursacht werden. Gerade das Calicivirus ist führende Ursache, wenn die Maul- und Rachenschleimhäute angegriffen sind. Meist gesellen sich noch Bakterien hinzu, die Katze leidet und stellt das Fressen ein, weil es zu sehr schmerzt. Auch ist das Riech- und Geschmacksvermögen bei Rotznasen sehr vermindert.

Auch kann eine Infektion mit dem Felinen Leukämievirus (FeLV/Leukose) oder dem Felinen Immundefizienzvirus (FIV/Katzenaids) ursächlich für ein Entzündungsgeschehen in dem Bereich sein.

Schlichte Halsentzündungen (ohne Katzenschnupfen) sind oft auch schon ausreichend, kein Futter mehr aufnehmen zu wollen.


ERKRANKUNGEN DES MITTLEREN UND UNTEREN VERDAUUNGSTRAKTES:


Magen: Zum Beispiel kann eine Magenentzündung der Grund für Appetitlosigkeit sein, ebenso aber auch ein im Magen befindlicher Haarballen. Auch verschluckte Fremdkörper können dafür sorgen, dass der Katze der Appetit vergeht. Wenn es einen Verdacht auf Fremdkörper gibt, ist dies ein Notfall und die Katze muss sofort einem Tierarzt (besser noch in einer Tierklinik) vorgestellt werden.


Bauchspeicheldrüse: Eine Bauchspeicheldrüsenentzündung kann akut oder auch unentdeckt chronisch vorliegen. Gerade bei akutem Krankheitsgeschehen ist dies von starkem Erbrechen und/oder Durchfall begleitet. Aber egal, ob akut oder chronisch: Die Katze stellt nach und nach oder auch sehr abrupt das Fressen ein. Auch eine Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) kann vorliegen.


Leber: Die Leber erfüllt eine Menge Funktionen – die allgemein bekannteste ist die des größten Entgiftungsorgan im Körper.  Die Leber ist ein sehr regeneratives Organ, das bedeutet, sie kann und lässt sich in der Regel gut heilen.

Im Frühjahr können Katzen schnell mit Appetitlosigkeit und manchmal auch mit Erbrechen reagieren. Die Tage werden länger und der Stoffwechsel stellt sich um. Da braucht die Leber ein bisschen Unterstützung. Nach ein paar Tagen der Leberunterstützung ist das Problem meist schon behoben.


Galle: Da Galle, Bauchspeicheldrüse und Leber eine Kooperationsgemeinschaft bilden, ist bei Problemen in diesem Bereich, meist auch die Gallenfunktion gestört (gern auch ursächlich). Nicht selten entdecken die Tierärzte im Ultraschall vom Bauch Gallengries oder Gallensteine, die die Gallengänge blockieren und den Austausch der Sekrete zwischen den  Organen verhindern bzw. vermindern. Es nutzt die beste Behandlung nichts, wenn dies nicht aufgelöst wird. Manchmal sind es keine Gallensteine, sondern ein Giardienbefall, der sich „nach oben“ verlagert hat. Dies wird dann mittels Kotuntersuchung noch einmal überprüft.


Darm: Da gibt es eine Vielzahl möglicher Erkrankungen. Es gilt: Egal ob Nahrungsmittelunverträglichkeit, Allergie, Darmentzündungen (IBD), Dysbiose (Ungleichgewicht von Verdauungsbakterien) oder Parasiten (Würmer, Giardien, Kokzidien etc.) o. ä. vorliegen, ist der Darm nicht in Ordnung, fühlt sich das Tier nicht wohl bzw. fühlt sich krank. Bereits bei Durchfall und Verstopfung stellen viele Katzen das Fressen ein.


WEITERE GRÜNDE FÜR APPETITLOSIGKEIT (nur kurz benannt aber nicht näher erklärt):


· Schilddrüsenerkrankungen


· Nierenerkrankungen


· Psychische Ursachen in Form von Unsicherheit, Nervosität oder schlicht vergangene schlechte Erfahrungen durch Schmerzen/Unwohlsein beim Fressen. Auch gibt es Tiere, die versuchen, die bisherige besondere Aufmerksamkeit von Frauchen und Herrchen aufrecht zu erhalten, weil sie gelernt haben, dass diese dann sehr nervös werden und versuchen, das Unmögliche möglich zu machen. Durch das „Vortäuschen“ des Nichtfressenwollens sichert sich das Tier weitere besondere Aufmerksamkeit. 


· Altersbedingte Appetitlosigkeit: Hier muss ein bisschen getrickst werden, um Appetit zu wecken. Regelmäßige Checkups sind allerdings unabdingbar und verhindern, dass geriatrische Krankheiten unerkannt vor sich hin arbeiten können. Auch ein Geschehen aufgrund von orthopädisch bedingten Schmerzen können dafür sorgen, dass die Katze nicht mehr fressen mag.


Abschließend möchte ich unbedingt drauf hinweisen, dass es wichtig und unumgänglich ist, den Ursachen einer anhaltenden Appetitlosigkeit auf die Schliche zu kommen. Eine ordnungsgemäße Diagnostik in der Tierarztpraxis eures Vertrauens, am bestens in Kombination mit einer tierheilpraktischen Beratung/Behandlung, sollte Aufschluss geben, wo die Gründe liegen.




Quelle: MORE than CATS